Heute zum 1. September 2010 sind zahlreiche Arzneimittel wieder zuzahlungspflichtig, die vorher von der Zuzahlung befreit waren. Das liegt daran, weil der "Gemeinsame Bundesausschuss " (G-BA), der aus Vertretern von Krankenkassen und Ärzten besteht, neue Festbeträge eingeführt hat. Wie immer wird von einer "Festbetragsanpassung" gesprochen, ehrlicherweise muss man aber von einer "Festbetragssenkung" sprechen. Dass der GBA einmal eine Anpassung in Form einer Erhöhung der Festbeträge festlegt, gab es meines Wissens nach noch nie.
Im Endeffekt ist uns Apothekern durch unsere Preisgestaltung mit Großhandels-Einkaufspreis plus 3% plus 8,10 Euro plus Märchensteuer das ganze Preisanhebe- und -senkspiel recht egal. Allerdings treten bei größeren "Festbetragsanpassungen" schnell Lagerwertverluste in Höhe von mehreren Hundert Euro auf, die nur teilweise von den Pharmaherstellern zurückgezahlt werden.
Was hat nun aber diese Senkung der Festbeträge mit der BILD-Zeitung zu tun? Ganz einfach: dort wird die "Festbetragsanpassung" des G-BA als "Preiserhöhung der Hersteller" verkauft. Wörtlich heißt es in dem "Artikel", der auch online und -interessant- ohne den reißerischen Teaser erschien:
"Schlechte Nachricht für alle Kassen-Patienten: Ab heute werden 3000 Medikamente wieder zuzahlungspflichtig! Weil die Pharmaunternehmen ihre Preise erhöht haben, kassieren die gesetzlichen Krankenkassen bis zu zehn Euro "Rezeptgebühr" pro verschreibungspflichtiges Präparat." (Hervorhebung von mir)
Seltsam auch, dass BILD die Fakten in einem anderen Artikel korrekt und sehr neutral wiedergibt.
Möchte BILD den Hass auf die Pharmaindustrie schüren? Oder soll den Leuten verschleiert werden, dass für die nun wieder fällige Zuzahlung die kranken Kassen verantwortlich sind?
Artikel letztmalig aktualisiert am 28.05.2014.